Neuried Ortsteile
Das Rieddorf Altenheim kannte in seiner Geschichte viele Landesherren. Seit der ersten schriftlichen Erwähnung gehörte es der Herrschaft Lahr an und teilte deren Schicksal. Das Dorf Altenheim ist Teil der Gesamtgemeinde Neuried. Sie besteht aus den Ortsteilen Altenheim, Ichenheim, Dundenheim und Müllen.
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Durch Erbteilung, Verpfändung und Verkauf wechselte das Amt Lahr über die Grafen von Geroldseck und Saarwerden an die Herren Nassau-Saarwerden. Diese verkauften einen Teil der Lahrer Herrschaft mit Altenheim an das Haus Baden. Die Herrschaft Baden-Durlach vergab seinen Besitz weiter an Nassau-Usingen. Dort verblieb der Ort, bis Altenheim 1803 badisch wurde. Der neue Landesherr war nun Großherzog Karl Friedrich von Baden.
Friedenszeiten mit wachsendem Wohlstand konnten nicht Schritt halten mit ungezählten kriegerischen Ereignissen, Seuchen, Hochwasser und Epidemien. Vor 1500 waren es interne Händel mit den Adelsfamilien, Auseinandersetzungen der Bürger mit der Bischofsmacht Straßburg. Straßburg wuchs in jener Zeit zum Zentrum der Reformation am Oberrhein. Die Grafen von Nassau schlossen sich der neuen Lehre an und so wurde die Einführung der Reformation im Jahr 1567 ein Meilenstein in der Geschichte des Dorfes.
Der 30-Jährige Krieg brachte hier wie in allen Teilen Deutschlands große Not über die Bevölkerung. Oft verließ damals die Bevölkerung das Dorf und lebte jahrelang auf den Rheininseln oder flüchtete nach Straßburg. Sogar eine kleine Kirche befand sich zeitweise auf einer dieser Inseln. Zeitweise lebten die Menschen auf einer Rheininsel.
In den späteren Erbfolgekriegen suchten Franzosen und Kaiserliche wiederholt Land und Bewohner heim und preßten der Gemeinde hohe Kontributionen ab. Nachdem der französische Marschall Turenne, der zeitweise im Gasthaus “Krone” sein Quartier hatte, in Sasbach bei Achern gefallen war, entwickelte sich auf Gemarkung Altenheim ein schweres Rückzugsgefecht um eine französische Schiffbrücke. Die Schlacht dauerte vom 2.bis 3. August 1675 und forderte rund 3000 Opfer.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es wieder ruhiger und die Bevölkerung konnte sich dem Aufbau ihres Dorfes widmen. 1797 wurde es aber schon wieder unruhig bei unseren französischen Nachbarn.
Die Französische Revolution begann sich zu entwickeln. Ganz so linientreu gab man sich in der Badischen Revolution 1848 nicht mehr. Wie überall in Baden erwachte auch bei den Altenheimern der Wunsch nach Freiheit. In der Folge wurde Altenheim preußisch besetzt.
Tragendes wirtschaftliches Element waren stets der Ackerbau und die Viehwirtschaft. Etliche Bauern pflegten die Pferdezucht. Oft wurde zu der Landwirtschaft noch ein Handwerk ausgeübt. Traditionsreich ist die Fischerzunft, ihre schriftlichen Unterlagen reichen zurück bis in das Jahr 1572.
Die Rheinfischerei leistete einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung. Lange Zeit wurde in den Rheingründen das Goldwaschen betrieben. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich durch Manufakturen der gezielte Anbau von Handelspflanzen (Tabak, Krapp als Farbpflanze und Zichorien als Kaffeeersatz). Fruchtbare Böden, der durch Tulla gezähmte Rhein und der Fleiß der Bauern ließen das Ried zu Wohlstand kommen. Altenheim wird im Universallexikon des Großherzogtums Baden zu den reichsten Gemeinden des Landes gezählt.
“Dundenheim, das liebenswerte Dorf im Ried” ist der Titel des illustrierten Heimatbuches zum 700-jährigen Dorfjubiläum im Jahre 1989. Sehr eindrucksvoll dokumentierten die Einwohner damals die historische Vergangenheit ihres Heimatdorfes, dessen erste urkundliche Erwähnung in einer Bulle des Papstes Nikolaus IV. an das Kloster Gengenbach vom Jahre 1289 bezeugt ist. Die Vergangenheit des Bauerndorfes reicht jedoch viel weiter zurück. Schon in der Ortsbezeichnung fällt die eigenartige Stammsilbe “Dun” auf. Es ist ein keltisches Wort und bedeutet “Erhöhung, erhöhter Ort”. In der Zeit seiner Gründung mag die Siedlung und größere Teile seiner westlichen Gemarkung wie eine Insel die ausgedehnten Wasser- und Sumpfflächen überragt haben.
Nach den Kelten kamen die Römer. Für die römische Zeit 50 bis 260 n. Chr. ist der Nachweis erbracht, dass unter Kaiser Vespasian eine Römerstraße von Straßburg und Altenheim als Umgehungsstraße über die “Dundenheimer Weide” nach Hofweier – Rottweil angelegt war. Man nimmt an, dass Dundenheim zur Sicherung der Römerstraße mit einer kleinen Polizeistation belegt war und sich daraus die genaue quadratische Anlage des Mitteldorfes mit 200 Meter Seitenlänge erklärt. Die Alemannen folgten etwa um 260 und die Franken ab 536. Erst in der Frankenzeit zwischen 600 und 900 entstanden die größeren Ortschaften. Dundenheim gehört zu den rechtsrheinischen Siedlungen, die nach der fränkischen Landnahme vom Elsaß her entstanden sind.
Zum erstenmal taucht der Name Dundenheim im Jahre 902 im Zusammenhang mit der Pfarrei Ichenheim – Dundenheim auf. 1106 hat sie der Papst als Pfarrei anerkannt. Laut päpstlicher Urkunde von 1289 gehörte Dundenheim zum Kloster Gengenbach. In der Folge gehörte es immer wieder zu anderen Herrschaften. 1677 wurde das Dorf niedergebrannt. Danach begann der Bau der charakteristischen Riedbauernhäuser, deren Jahreszahlen teilweise noch erhalten sind. Die älteste Jahreszahl 1575 steht heute noch an einem Brunnen im Gehöft Reuter/Engel.
Jahrhundertelang hatte das Rieddorf bäuerlichen Charakter, bis nach dem Zweiten Weltkrieg wesentliche Strukturveränderungen durch die wirtschaftlichen und industriellen Expansionen eintraten. Das Wappenbild des Dorfes, das Pflugrad, weist auch heute noch auf die Jahrhundertalte Identität hin. Neben den Ackerleuten, Bauern und Landwirten sicherte sich ein Teil der Einwohner ihren Lebensunterhalt im Handwerk. Seit dem Mittelalter gab es seit 1575 eine Fischerzucht, deren Mitglieder an Schutter und Unditz fischten. Dem großen Strukturwandel in der Landwirtschaft gibt es heute nur noch wenige Familienbetriebe. Sie hängen im wesentlichen von den Einnahmen aus dem Tabakanbau ab.
Die erste echte geschichtliche Nennung Ichenheims liegt aus dem Jahr 1066 vor, als in einer Gründungsurkunde des Klosters Eschau, südlich von Straßburg , auch zwei Höfe zu Ichelenheim als dessen Besitz benannt wurden. Die Siedlungsgeschichte hat nachgewiesen, dass die meisten Orte mit der Endsilbe -heim der fränkischen Aussiedlungspolitik entstammen, die ab dem Jahr 536 vom Elsass herkommend auf das Gebiet der Ortenau übergriff und die Gegend planmäßig zu besiedeln begann. Die Entstehung der Ortenauer -heim-Orte und somit auch Ichenheim ist deshalb seit dem 6. Jahrhundert anzunehmen.
Wahrscheinlich hat ein fränkischer Grundherr (Herr über Land und Leute) mit dem Namen Icho an der Stelle des Dorfes einen großen Hof unterhalten. Ichenheim gehörte wie die andern Riedorte zeitweise zur Herrschaft Mahlberg, die aber Walter I. von Geroldseck 1250 an sich brachte. Als die Linie Lahr-Mahlberg mangels männlicher Nachkommen ausstarb, fiel die Herrschaft ans Reich zurück. Weitere Herrschaftswechsel folgten. Durch Erbteilung ging Ichenheim 1629 wieder an die Mahlberger, bevor diese 1771 mit dem Haus Baden-Baden an die Markgrafschaft Baden-Durlach fiel, die schließlich nach der Säkularisation 1806 im Großherzogtum Baden aufging.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse unterschieden sich im Laufe der Geschichte kaum von den anderen Dörfern der Gegend. Die Haupterwerbsquelle war die Landwirtschaft mit Viehzucht, dann zunächst der Hanf, Hopfen, Zichorie und ab 1798 der Tabakanbau und zahlreichen Zigarrenfabriken. Recht einträglich war zeitweise auch die Goldwäscherei in den Rheinorten des Rieds, die im 19. Jahrhundert aber völlig verschwand. Das 1776 verliehene Marktrecht unterstreicht die damalige Bedeutung des Ortes im Ried. 1976 konnte das 200-jährige und 2001 das 225-jährige Marktjubiläum gefeiert werden. Die beiden Märkte im Frühjahr und Im Herbst sind auch heute noch Besuchermagnete. Die rasch entwickelnde Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg brachte einen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Heute gibt es nur noch eine kleine Anzahl Vollerwerbsbetriebe.
Zum erstenmal urkundlich erwähnt ist das Dorf als “Mulnheim” in einer Urkunde Papst Innozenz III. als Besitz des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Als “-heim-Dorf” ist die Gründung Müllens aber in die frühe Kolonisation der Franken im Oberrheingebiet im 6. bis 8. Jahrhundert anzusiedeln. Seine Entstehung dürfte Müllen zwei Umständen zu verdanken haben: zum einen, an der Schutter gelegen, als idealer Platz für Mühlen in direkter Nachbarschaft zu Altenheim, zum anderen der Tatsache, dass sich seine Lage auf einer Niederterrasse wesentlich besser zum Getreideanbau eignet als die tiefergelegenen feuchten Gebiete um Altenheim. Dass sich in Müllen Wassermühlen befanden, ist neben der urkundlichen Dokumentation auch aus dem Gelände ersichtlich. Zudem sind die heute noch in der Nachbarschaft befindlichen Mühlen an der Schutter in Dundenheim, Rohrburg und Kittersburg lebendige Zeugen. Mit der Zugehörigkeit zu Altenheim darf man Müllen ebenfalls im Bereich des fränkischen Königsguts ansiedeln, das sich die Karolinger vom Elsass her über den Rhein aneigneten.
Ein großer Teil dieses Königsgutes lag im Gebiet der Ortenau und wurde im 13. Jahrhundert als Landvogtei Ortenau verwaltungsmäßig erfaßt und gestrafft. Im Mittelalter wurde der königliche Besitz dem Adel als Lehen verkauft, verschenkt oder verpfändet. Für Müllen sieht dieser Weg im Mittelalter und der frühen Neuzeit einen häufigen Wechsel in der Ortsherrschaft vor.
In der Neuzeit blieb Müllen nicht von den weltpolitischen Ereignissen unberührt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten die älteren Menschen und Frauen mit Kindern Müllen verlassen und wurden ins Württembergische evakuiert. Mit Beginn des sogenannten Wirtschafswunders begann auch für das kleine Dörfchen Müllen eine rasante Entwicklung. Die Einwohnerzahl stieg stetig. Wie allen Gemeinden des Rieds gab auch Müllen die Landwirtschaft sein Gepräge. Zunächst hatte in den 50-er Jahren die Flurbereinigung der Landwirtschaft neue positive Impulse verschafft, der Schwerpunkt lag auf Tabakanbau und Milcherzeugung,. Bald verringerte sich aber die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mehr und mehr und die Bewohner suchten ihr Auskommen immer mehr außerorts durch Tätigkeiten in den Gewerbe- und Industriebetrieben der Umgebung, hauptsächlich in Offenburg.
Über die Entstehungszeit von Schutterzell gibt es zwei verschiedene Auffassungen: Eine spricht von einer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1139, und zwar zusammen mit Ichenheim in einem päpstlichen Schirmbrief, der sich im Besitz des Klosters Gengenbach befindet. Nach der zweiten Auffassung, die in Kriegers topographischem Wörterbuch vertreten wird, ist Schutterzell erstmals im Jahre 1279 als “Blenzenzell niderwendig Kircelle” erwähnt. Dieser Jahreszahl wird allgemein der Vorrang gegeben.
Den heutigen Namen trägt der Ort erst seit dem Jahr 1524. Schutterzell ist vermutlich eine Gründung des Klosters Schuttern. Bei der Bildung von Ortnamen wurde in der Vergangenheit die Endung “Zell” stets für Niederlassungen von Klöstern gewählt. Der Abt des Klosters Schuttern war Zehntherr von Schutterzell. Der Sage nach soll erster Bewohner ein Einsiedler gewesen sein, der seine Hütte “Celle an der Schutter” nannte.
In kirchlicher Hinsicht weist Schutterzell eine Besonderheit auf: Seit 1804 wird die Kirche von der evangelischen und der katholischen Konfession als Simultankirche genutzt. In alten Schriftstücken wurde 1513 erstmals eine Kirche erwähnt. Dieses Kirchengebäude ist noch heute erhalten; es handelt sich hierbei um das “alte Rathaus”, das Gebäude Lahrer Straße 10. Die Michaels-Kirche ist die einzige Simultankirche in Baden.
Schutterzell weist noch eine weitere Besonderheit auf. Im einst waldreichen Ried ist es der Ortsteil, der seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts keinen eigenen Wald mehr hat. Dies liegt nicht an mutwilliger oder leichtfertiger Schuldenmacherei früherer Verantwortlicher, sondern die Veräußerung erfolgte aus Not, wegen fehlendem Lebensraum für die landwirtschaftlich orientierte Bevölkerung und zur Deckung der während und nach Kriegszeiten aufgezwungenen Zahlungsverpflichtungen. Flurnamen wie „Holzmatten“ oder „Waldholzboden“ weisen heute noch auf den früheren Waldbestand hin.
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